Arschleder

Arschleder aus dem westfälischen Bergbau. Abb. privat

Das Arschleder oder Arsleder, auch Bergleder, Erzleder, Grubenleder, Rutschleder oder Fahrleder genannt, zählte im Bergbau zur Kleidung des Bergmannes. Es diente als Schutz vor dem Durchwetzen des Hosenbodens sowie gegen Bodennässe und Kälte beim Sitzen.

Das Arschleder gelangte im 15. Jahrhundert aus der slowakischen Bergbauregion um Schemnitz (Banská Štiavnica) in die deutschen Bergbauregionen. Frühe bildliche Darstellungen finden sich auf dem Titelblatt des „Bergbüchlein“ von Ulrich Rülein von Calw (1505) und auf dem Bergaltar der St. Annenkirche in Annaberg (1521). Georgius Agricola schrieb in seinem Buch De re metallica (1556): „So sitzend die Berghäwer auf ihr Arsleder, das um die Lenden gebunden, dahinter herabhanget.“

Das Tragen des Arschleders stand nur Bergleuten, Hüttenleuten und Bergbeamten zu. Anderen Personen außerhalb des Bergbaus war das Tragen des Arschleders nicht gestattet. In einigen Bergregionen wurde es den Bergleuten sogar unter Strafe verboten, sich freiwillig ohne Arschleder in der Öffentlichkeit aufzuhalten. Bergleute, die zum Tragen des Bergleder berechtigt waren, wurden als Bergmann vom Leder bezeichnet. Wurde ein Bergmann aus dem Bergmannsstand ausgestoßen, so nannte man dies das Arschleder abbinden. Er war von diesem Zeitpunkt an nicht mehr zum Tragen des Arschleders berechtigt. Er wurde praktisch „mit fliegendem Kittel davongejagt“.

Das Bergleder wurde auch als besonderes Zeichen gewürdigt, indem man nach der erblichen Vermessung von Ausbeutezechen die hierfür fällige Messgebühr für die Bergbedienten und Ratspersonen auf einem neuen Bergleder darbot. Dieses als Erbbereitungsleder bezeichnete Bergleder wurde nach der Zeremonie in Stücke zerteilt und zur Erinnerung an die Teilnehmer der Zeremonie weiter gereicht. Oder man schenkte das Leder nach dieser Zeremonie an einen besonders fleißigen Bergknaben weiter. Wenn besonders mutige Bergleute bei einer gefährlichen Arbeit das Risiko auf sich genommen hatten und ihr Leben bei dem Einsatz riskiert hatten, dann erhielten sie für ihren Einsatz ein neues Arschleder. Das Arschleder stellt dadurch analog zu Schlägel und Eisen ein einigendes Symbol des Bergmannsstandes dar. Später wurde es auch außerhalb der Arbeitstätigkeit in schmuckvollen Ausführungen zum Berghabit (Paradeuniform) bei Bergparaden getragen. 

Wenn ein Bergmann während der Arbeit von einem Vorgesetzten ständig streng beaufsichtigt wurde, nannte man diesen Vorgang „Jemandem auf dem Arschleder sitzen“.