I. Geologie

Geowissenschaftliche Gemeindebeschreibung des Gemeindegebiets Bönen

Naturraum

Die Gemeinde Bönen liegt am Südrand des Münsterländer Kreide-Beckens.
Naturraumbeschreibung: Münsterland

Geologie

Der Untergrund des Gemeindegebiets besteht überwiegend aus Ablagerungen des Eiszeitalters. In Baugruben sind häufig Geschiebelehme, Feuersteine und Findlinge der eiszeitlichen Grundmoräne anzutreffen. Hierbei handelt es sich um Material, das während der Saale-Kaltzeit, vor über 200.000 Jahren, von Gletschern abgesetzt wurde. Während der Weichsel-Kaltzeit, die vor 10.000 Jahren endete, herrschte trockenes kaltes Tundrenklima, welches mit dem Klima im heutigen Sibirien vergleichbar ist. In den Auftauperioden wurden damals in den Flusstälern großflächig Sande und Kiese der sogenannten Niederterrasse aufgeschüttet.

Modell der Landschaft im Kreis Unna von Sebastian Bieberschulte im Stadtmuseum Kamen. Foto (c) FdF.

Aus den vegetationslosen Flussbetten wehten starke Winde Flugsand oder Löss und SandLöss (Flugstaub) aus, die weite Bereiche der Oberfläche überdeckten. In der Aue der Seseke und ihrer Nebenflüsse sind Sande und schluffige Tone (Auenlehme) weitverbreitet, deren Ablagerung auch heute noch anhält. Unter den Lockergesteinen des Eiszeitalters liegen bis zu 400 m mächtige kalkhaltige und mergelige Gesteine der Oberkreide-Zeit. Die Sandmergel-, Tonmergel- und Kalksteine wurden vor über 70 Millionen Jahren abgelagert, als das gesamte Münsterland vom Meer überflutet war. Sie werden unterlagert von bis zu 2500 m mächtigen Schichtenfolgen aus Ton-, Schluff- und Sandsteinen mit eingelagerten Steinkohleflözen, die vor ca. 300 Mio. Jahren in der Karbon-Zeit des Erdaltertums entstanden sind. Unter feuchtwarmen Klimabedingungen bildeten sich in einem flachen, ständig absinkenden Küstenbereich Waldmoore und Moorseen, die immer wieder durch Meereseinbrüche von Sand-, Schluff- und Tonschichten überdeckt wurden. Im Laufe der Erdgeschichte versank diese Ablagerungsfolge in größere Tiefen. Unter dem Druck der später darüber abgelagerten Schichten entwickelten sich aus den Torflagern Steinkohleflöze.

Grundwasser

In den eiszeitlichen Lockergesteinen kommt Grundwasser in geringen Mengen vor. Die darunter folgenden sandig-schluffigen Schichten der Oberkreide-Zeit enthalten nutzbares Grundwasser lediglich in ihrem oberen Verwitterungsbereich. Die tiefer liegenden Schichten der Kreide- und der Karbon-Zeit führen lediglich versalztes Grundwasser.

Lagerstätten

Zwischen 200 und 400 m unter der Erdoberfläche beginnen die steinkohleführenden Schichten der Oberkarbon-Zeit. Seit der Stilllegung des Bergwerkes Königsborn im Jahr 1977 findet kein Abbau von Steinkohle mehr statt. Verwitterte kreidezeitliche Mergelsteine sowie Lösslehm und Lehm aus der eiszeitlichen Grundmoräne können bei der Ziegelherstellung verwendet werden. Sande und Kiese der Niederterrasse der Seseke stellen einen wertvollen Rohstoff für die Bauindustrie dar. Zur Zeit findet auf dem Gebiet der Gemeinde Bönen kein Abbau mineralischer Rohstoffe statt.

Steinkohle oder auch Anthrazit ist die wertvollste aller Kohlearten. Foto (c) FN

Böden

Im nördlichen Gemeindegebiet haben sich auf verwitterten Mergelsteinen der Oberkreide-Zeit und dem Geschiebelehm der eiszeitlichen Grundmoräne großflächig gering wasserdurchlässige Böden, die Pseudogleye, gebildet. Für diesen Bodentyp ist eine ausgeprägte Staunässe und zeitweilige Vernässung bis in den Oberboden charakteristisch. Sie werden als Grünland oder Acker genutzt. Auf den im südlichen Gemeindegebiet vorherrschenden Lössflächen haben sich Braunerden und Parabraunerden entwickelt. Die Böden sind mäßig nährstoffreich, weisen einen ausgeglichenen Wasserhaushalt auf und werden durchweg ackerbaulich genutzt. In den Niederungsbereichen, wo das Grundwasser dicht an der Oberfläche steht, haben sich Gleye gebildet. Im engeren Bereich der Seseke und ihrer Zuflüsse ist jedoch durch menschliches Einwirken der Grundwasserstand auf 13 bis 20 dm unter Geländeoberfläche abgesenkt worden. Hier werden die eigentlich nur als Grünland nutzbaren Böden häufig in Ackerland umgewandelt. Künstlich verändert sind die Böden im Bereich der Bergehalden des Steinkohle-Bergbaus, der Industrieanlagen, der Aufschüttflächen und Deponien.

Baugrund

Die Grundmoräne ist ein mäßig bis gut, der Löss nur ein mäßig tragfähiger Baugrund. Fachgerechte Erdarbeiten sind in diesen bindigen Schichten sehr wichtig. In den Sanden und Kiesablagerungen der Flüsse sind größere Belastungen des Baugrunds möglich. Die darunter liegenden Mergelsteine, Sandmergelsteine und Kalksteine der Kreide sind im allgemeinen sehr gut tragfähig und daher für Bauwerksgründungen generell gut geeignet. Eventuelle Bergbaueinflüsse auf Bauwerke sind bei Planungen zu berücksichtigen.

Quelle: https://www.gd.nrw.de/ggb3/gb978008.htm, 14.8.2017