Der letzte Malerfürst

Ernst Fuchs, Arik Brauer, Friedensreich Hundertwasser, 1973. Foto: Gert Chesi - CC BY-SA 4.0

Erstveröffentlichung 18.10.2011 in der WAZ

Er ist weltweit als der „letzte Malerfürst Europas“ bekannt: Prof. Ernst Fuchs. In der Gemeinde wurde er jedoch kaum wahrgenommen. Dabei weilte er häufiger in Bönen. Nicht ohne Grund. Seine Muse, Uta Saabel, ebenfalls Künstlerin, ist in Bönen groß geworden. Sie besucht hier häufig ihre Mutter. 1996 stellte Uta Saabel, die sich auch als Sängerin einen Namen erworben hat, ihre Werke unter dem Titel „Gesichter“ aus. „Als sie zu ihrer eigenen Ausstellung kam, quoll die Alte Mühle aus allen Nähten“, erinnert sich Annemarie Berg. Prof. Ernst Fuchs starb 2015 in Wien. 2011 hatte ich Gelegenheit den Künstler zu treffen.

Prof. Ernst Fuchs (1030-2015), Wiener Künstler. Foto © Tsui – Eigenes Werk, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, 2007.

Schon zu Lebzeiten eine Legende

Auch Ernst Fuchs sei zur Eröffnung ins Kulturzentrum gekommen. „Die Anwesenden hingen damals förmlich an seinen Lippen“, so die VHS-Mitarbeiterin. Und Autogramme habe der Mitbegründer der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“ auch schreiben müssen.

Der Maler ist schon zu Lebzeiten eine Legende. International erfolgreich wurde er mit seinen großformatigen, farbenprächtigen Bildern. Er beschäftigt sich neben Bildern, Skulpturen und Grafiken auch immer wieder mit der Gestaltung des menschlichen Lebensraums. Der in Monaco Lebende entwirft Möbel und Porzellan, betätigt sich aber auch als Architekt, Komponist und Bühnenbildner. In seiner Geburtsstadt Wien betreibt der 81-Jährige an der Hüttelbergstraße das „Ernst-Fuchs-Museum“. Ernst Fuchs und Uta Saabel sind seit 25 Jahren ein Paar. Gemeinsam haben sie zwei Kinder.

Der Maler, Architekt und Visionär gilt als eher bescheiden. Er sei immer „Schmalhans Küchenmeister“ geblieben. Mit Hummer könne er nicht viel anfangen, sagt Ernst Fuchs. Wer dem großen Künstler einmal begegnet ist, der nimmt ihm diese Aussagen ab.

An einem frühen Sonntagmorgen in der Gaststätte Timmering an der Bahnhofstraße in Bönen. Unsere Zeitung ist dort mit dem Hausherrn Klaus Timmering zu einem Vorgespräch für den bevorstehenden „runden Geburtstag“ verabredet. Gäste? Fehlanzeige. Es ist noch zu früh. Nur ein Tisch in der Mitte ist besetzt. Ein älterer Herr wartet dort offensichtlich auf sein Frühstücksei. Ist das nicht der berühmte Malerfürst Ernst Fuchs? „Ja, das ist Ernst Fuchs“, sagt Klaus Timmering noch ehe die Frage ausgesprochen ist. „Er übernachtet immer hier, wenn seine Lebensgefährtin Uta Saabel ihre Mutter in Bönen besucht. Zudem präsentiert der Künstler jährlich einmal seine Werke in der Galerie Mensing im nahen Rhynern“, so der Gastronom. Ganz leise verrät uns Klaus Timmering dann noch: „Ernst Fuchs und ich sind Freunde. Ich habe ihn sogar schon in Wien besucht. Nur der Einladung nach Monaco bin ich noch nicht gefolgt.“

Künstler kann kaum noch Treppen steigen

Freunde sind sie noch immer. Auch wenn der der große Künstler heute nicht mehr im Haus Timmering wohnt. Das hat seine Gründe.

Der Professor ist zum einen nicht mehr der jüngste, zum anderen ist er auch nicht mehr so gut zu Fuß. Klaus Timmering: „Unsere Zimmer liegen oberhalb der Gastwirtschaft. Ernst Fuchs kann da nicht mehr hoch steigen. Er wohnt jetzt in einem Hammer Hotel, wenn er wieder einmal hier in der Gegend weilt. Dort braucht er keine Treppen zu steigen.“

Ernst Fuchs: Ur-Sphinx; 1978, Material: Original Sphinx-Sand aus Gizeh/Ägypten, gebunden mit Silikaten und poliert, Helm: vergoldet mit 14 Karat Blattgold (Länge: ca. 53 cm, Breite: ca. 28 cm , Höhe: ca.48 cm, Gewicht: ca. 15,5 kg), Sockel: Acryl-Glas (Ernst Fuchs Museum, Wien)- Foto © Tsui – Eigenes Werk, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0