Schutzwälle aus alter Zeit: Die Landwehren

Alte Landwehr. Foto (c) UResas

Den Begriff Landwehr kennen die meisten Zeitgenossen nur noch als Nachnamen oder aus dem Berliner Gassenhauer. Die tatsächlich Bedeutung des Wortes und der Zweck der Landwehren ist aber weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei waren diese Aufschüttungen und Gräben im Mittelalter wichtige Bestandteile der Markierung von Eigentum. Höfe und Siedlungen lagen innerhalb dieser manchmal bis zu hundert Kilometer langen Bauwerke, die heute oft nur in Resten erhalten sind.

Im Falle eines Krieges oder der häufig aufretenden Händel stellten die Landwehren aufgrund ihres Aufbaus auch eine Verteidungseinrichtung dar, weniger spektakulär als die Mauern der Städte, aber durch den dichten Bewuchs der Kämme auch sehr wirksam. Diese so genannten Gebücke stellten sich den Angreifern als schwer überwindbares Hindernis in den Weg. Bei der Anlage dieser Bauwerke wurden oft auch natürliche landschaftliche Besonderheiten wie Bachtäler und Kluften in die Konstruktion einbezogen.

Schematische Darstellung des Aufbaus einer Landwehr. Abb.: (c) FdF

Die meisten Landwehren sind dem Wachstum der Städte zum Opfer gefallen, so auch in Bönen. Allerdings gibt es hier noch einen Rest der im Mittelalter umfangreichen Landwehr. Es handelt sich um das kleine Wäldchen an der östlichen Grenze des Ortsteils Osterbönen am Südrand der Rhynerner Straße, angrenzend an den Hammer Stadtteil Freiske. Die offizielle Flurbezeichnung des als Bodendenkmal geschützten Areals lautet „An der Königslandwehr“.

Alter Rastplatz für Pilger

Das Wäldchen wird im Volksmund auch „Bettstelle“ genannt. Hartmut Platte berichtet, dass es sich um einen uralten Rastplatz der Fußwallfahrer aus Werne an der Lippe handelt, die seit über 300 Jahren ihren jährlichen Weg Ende August durch Osterbönens Fluren nehmen, um zur Muttergottes von Werl zu pilgern. Hier rasteten und beteten sie, daher „Betstelle“, aus dem laut Helmut Böckelmann, Osterbönen dann fälschlicherweise der Ausdruck „Bettstelle“ entstanden ist. Die jährliche Fußwallfahrt erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, ändert jedoch hin und wieder aufgrund vielfacher Straßenunzulänglichkeiten ihren Weg geringfügig. Durch Osterbönen geht sie nach wie vor.

Man kann davon ausgehen, dass der benachbarte Wald „Teufelsbach“ mit seiner für unsere Gegend ungewöhnlich tiefen Schlucht ein natürlicher Bestandteil der Landwehr gewesen ist, die dann wohl die Höfe Platte und Schulze-Buxloh (heute Wehmeyer) tangierte und dann in südwestlicher Richtung zum Röhrberg verlief.

Quelle: Hartmut Platte auf https://www.wa.de/lokales/boenen/noch-landwehrrest-boenen-720485.html