Ausgeträumt: Côte d’Azur am Mergelberg

Es mögen schon einige Sektkorken geknallt haben und der eine oder andere junge sportlich Italienreisende träumte vielleicht schon von einer Karriere als Bönener Papagallo. Am 9. Oktober 1969 wurde der „Bönener Freizeitpark am Mergelbergsee“ im Rat vorgestellt und abgesegnet.

Bewaffnet mit einem 40seitigen Konzept ließ der aus Ungarn stammende ambitionierter Landschaftsplaner László Czinki die Bönener von einer Entwicklung von der Zechengemeinde hin zu einer Freizeitregion träumen. Man rechnete für den Freizeitpark Mergelbergsee mit Besucher aus dem gesamten östlichen Ruhrgebiet, etwa 10 000 Besuchern pro Tag. Die Kosten wurden für einen Zeitraum von 22 Jahren knapp 22 Millionen Mark veranschlagt. Die jährlichen Unterhaltskosten taxierte man auf 300.000 und der Umsatz auf zwei bis drei Millionen D-Mark. Ein tolles Geschäft also, von der Ansiedlung neuer Unternehmen und der positiven Wirklung auf die heimische Geschäftswelt ganz zu schweigen.

Das überplante Areal am Kletterpoth war etwa 120 Hektar groß und reichte vom Bereich des heutigen Mergelbergteichs bis zur Kleystraße erstreckte. Ein rechtes Schmuckstück war der zentrale See mit einer Wasserfläche von 45 Hektar. Freizeitanlagen sollten die Ufer säumen. Baden, Wassersport und diverse Freiluftsportarten gehörten zu den angedachten Angeboten ebenso wie ein buntes Angebot gastronomischer Betriebe.

Mit Bürgermeister Fritz Böckmann hatten der Landschaftsarchitekt und sein Projekt seinen wichtigsten Förderer.

Der Landschaftsarchitekt László Czinki entwickelte die Pläne für den Freizeitpark Megelbergsee in Bönen.

Der Traum endet

Die Voruntersuchungen um Jahr 1970 ließen noch auf eine schnelle Umsetzung hoffen. Als aber Bürgermeister Böckmann Ende 1970 zum Landrat des Kreises Unna wurde, war das Ende des Projekts eingeleitet. Etwa 10 Millionen DM konnten in Bönen als Eigenanteil nicht mehr generiert werden und mit dem Niedergang des Steinkohlebergbaus sowie die Steigerung der Kalkulation auf 30 Millionen D-Mark ging das Projekt in die Planungshoheit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna über.

Aus der Traum vom See in Bönens Süden. Bildmontage © FdF

Zwar gab es den einen oder anderen Ansatz das dem Projekt nochmals Leben einzuhauchen, auch eine Ausweitung des Bereichs bis hin zur Bahnlinie mit einem Stausee von 80 Hektar wurde angedacht. Letzlich wurde das in der Bevölkerung durchaus gern gesehen Projekt 1996 endgültig dem Rotstift zum Opfer, weniger wegen finanzieller Probleme sondern wegen ökologischer Bedenken.