Nachtquartier einer Königin

Der Sonderzug von Königin Elisabeth II. Die Aufnahme wurde im Hauptbahnhof Stuttgart im Mai 1965 aufgenommen. Foto: Karl-Friedrich Seits, Schorndorf.

Die Besuche von Staatslenkern oder gar Monarchen auf dem Gemeindegebiet gehört nicht zu den alltäglichen Ereignis­sen. Im Mai 1965 war allerdings eine echte Kö­nigin in Lenningsen zu Gast, wenngleich sie bei ihrem ersten Staatsbesuch in Deutschland nur ihre Nachtruhe in dem beschau­lichen Ortsteil suchte. Elisabeth II., Königin von Großbritannien und Nordirland, übernach­tete in einem Sonderzug auf dem Bahnhof Lenningsen.

Die Lenningser hatten allerdings keinen größeren Kontakt zur Monarchin. Bei ihrer An- und Abreise winkte sie den Menschen zwar zu, ausge­stiegen ist sie am Ort allerdings nicht. Zu persönlichen Kontakten mit der stark gesicherten Königin kam es nicht.

Der aus Duisburg kommende Sonderzug traf dort um 21.09 Uhr ein und verließ den Bahnhof in Lenningsen am nächsten Morgen um 9.35 Uhr. Ein Jahrhundertereignis für die Bewohner, auf das die Menschen im Ort auch heute noch stolz sind.

Zeitzeugen erinnern sich allzu gut daran, dass der hohe Gast von den Kindern der Ermelingschule geweckt worden war. Die Mädchen und Jungen der Grundschule hatten der Königin unter der Anleitung von Otto Schröder (von 1955 bis 1980 Lehrer an der Grundschule) mit dem Lied “Die Morgenfrühe ist unsere Zeit” ein Ständchen gebracht.

Die englische Queen hatte sich mit einem Blick durch das Fenster des Sonderzuges und einem freundlichen Händewinken für den Auftritt bedankt.

Eine rüstige ältere Dame im Dorf, die den Besuch hautnah miterlebt hat, erinnert sich: „Die Königin hat den Zug nicht verlassen. Sie war nur hinter der Scheibe zu sehen. Die Bediensteten dagegen haben am Abend unsere Dorfkneipe aufgesucht. Die wollten mal ein richtiges Bier trinken.” Ein ortsansässiger Bäcker lieferte die eigens für diesen Zweck gebackenen Brötchen und nannte sich fortan mit einem Augenzwinkern “Königliche Hofbäckerei”.

Anlässlich des 30. Jahrestages dieses kur­zen Besuches wur­de in Len­ning­sen ein klei­­ner Garten mit Ro­sen an­ge­legt, die den Namen ,,Elisa­bethrose” tra­gen. Im Namen Ihrer Majestät der Kö­nigin be­dank­te sich der Buckingham Palace im No­vem­ber 1998 bei Bürger­meis­ter Rainer Eßkuchen für die Geste der Fliericher Bürgerinnen und Bürger.

Übrigens: Königin Elisabeth war nicht die erste royale Übernachtung in Bönen. Anfang des 19. Jahrhunderts soll der Überlieferung zufolge der französische Kaiser Napoleon I. in der „Upkammer“ auf Klotmanns Hof übernachtet haben.