Der Hof Poth und die Eingesessenen

Neben dem Haupthaus prägen eine massive Scheune, verschiedene Stallgebäude und ein Speicher das Bild des geschichtsträchtigen westfälischen Bauernhofes Poth. © Barbara Niehoff

Westerbönen. Als „Hagenweg“ wird die schmale Zufahrt bezeichnet, die von der Hauptstrecke abzweigt und nach wenigen Metern auf dem großzügigen Hofgelände der Familie Poth endet. Es ist ein idyllisches Fleckchen Bönens, das sich dem Besucher bietet.

Natürlich gewachsene Gehölze, Wiesengrundstücke, ein Bachlauf, grasende Pferde – passend für eine Wegbezeichnung, die das Wort „Hag“ in sich trägt. Die Assoziation „behaglich“ drängt sich auf. Deren Wortgruppe umfasst die Eindrücke, die sich mit der Poth’schen Hofanlage verbinden lassen.

Mit Bönemann eng verbunden

Heute in nahezu isolierter Lage, gab es früher – vor dem Ausbau des Industriegebietes und der Ausweitung des Wohnungsbaus in Bönen wie etwa „Auf der Kornburg“ – zahlreiche Nachbarhöfe. Einzelne sind noch vorhanden, andere finden wir bedingt durch Umsiedlungen an verschiedenen Punkten im Gemeindegebiet wieder.

Zu dem Hofnamen Poth gehört historisch gesehen auch der Name Bönemann. Dies geht aus den vorliegenden urkundlichen Unterlagen hervor. Es sind Beurkundungen, Kaufverträge oder Katasteraufstellungen – und noch dazu, wenn auch leicht vergilbt, im Original bis 1794.

Ausgangspunkt für die Poth’sche Namenserweiterung war Diederich Wilhelm Bönemann, der von 1770 bis 1832 lebte. Er war mit Clara Maria Katharina Darenberg verheiratet. Deren Sohn Johann Wilhelm Diederich verkaufte 1870 den Hof an Karl Gottfried Poth. Dieser hatte 1868 Henriette Friederike Sophia Bönemann, eine der Töchter aus der Bönemann-Familie, geheiratet. Fünf Kinder hatte das Ehepaar. Kinder mit dem Namen Poth sicherten dann die folgenden Generationen.

Allerdings ist damit die Geschichte des Hofes Poth noch längst nicht beendet. Sie führt noch einmal zurück zu den Bönemanns, denn die werden bereits 1395 unter dem Namen „Nortboynemann“ erwähnt. Damals saßen die Eheleute Hinrik und Beleken Nortboynemann mit ihren Kindern Elzeken, Locken und Ripen als Leibeigene auf dem Hof.

Turbulente Zeiten

Es folgten turbulente Zeiten. Ständige Besitzerwechsel, verspätete oder fehlende Abgaben oder zeitweise Verwahrlosung prägten in dieser Zeit die Geschichte des Hofes. Dazu ein Beispiel: Wegen Untätigkeit sollte im Jahre 1679 der „junge Bonemann“ seine Pacht verlieren. Weil er aber rebellierte und Haus und Hof demolierte, verwies man ihn im Jahr darauf des Hofes. Alles war „ruiniert und zerstört“. Dieses „nahmen nun die Eingesessenen zu Bönen in der Weise wahr, dass sie alles, was nicht niet- und nagelfest, entwendeten, bis es schließlich gelang … einen neuen Pächter zu finden.“ (Aus: A. Schillupp, Der Bönemann-Hof in Bönen. Ohne Jahresangabe)

Erst im Jahre 1715 übernahm die alte Familie Bönemann wieder den Hof. Nun waren Johann Bönemann und seine Ehefrau Elske Besitzer auf Lebenszeit.

Mit 25 Jahren übernommen

Heute gehört das Anwesen Heinz Walter Poth und seiner verstorbenen Ehefrau Monika. Sein Vater Heinrich war 1943 im Zweiten Weltkrieg gefallen, der Sohn zu dem Zeitpunkt drei Jahre alt. Somit wurde das Nutzungsrecht laut Testament der Tante Emilie Poth zugesprochen. Im Alter von 25 Jahren trat Heinz Walter sein Erbe an. Er bewirtschaftete den Hof bis 1980. Danach wurden die Ländereien verpachtet.

„Bei unserer Arbeit hatten wir bis zu 15 Leute ständig auf dem Hof,“ berichtet Poth. „Und bis 1951 der erste Lanz Bulldog auf Hof und Feldern tuckerte, unterstützten uns immer fünf Pferde bei der Arbeit.“ Angebaut wurde in erster Linie Getreide wie Weizen, Roggen und Gerste, dazu Hafer für die Pferde. Kartoffeln und Rüben kamen dazu. Schweine und Hühner wurden für den Eigenbedarf gehalten. Kühe und Bullen ergänzten den Bestand.

Massive Scheune, mehrere Stallgebäude

Heute lebt der Altbauer gemeinsam mit Tochter, Schwiegersohn und den beiden Enkelkindern auf dem stattlichen Hofgelände mit dem prächtigen Eingang in die „Deele“, früher die Einfahrt für die Heu- und Strohfuder. Als Vier-Ständer-Hof gebaut (gemeint sind die äußeren Stabilitätspfosten), waren links und rechts die Ställe für das Vieh. Darüber gab es Räume für die Leute. Unter dem Dach lagerten Heu und Stroh. An die Deele schlossen sich Küche, Wohnstube und Schlafräume an.

Neben dem Haupthaus prägen eine massive Scheune, verschiedene Stallgebäude und ein Speicher das Bild des geschichtsträchtigen westfälischen Bauernhofes. 1980, und dann zum wiederholten Male, wurden die Räumlichkeiten des Haupthauses unter denkmalgeschützten Vorgaben von Grund auf renoviert – Voraussetzung und Basis für weitere Jahrzehnte, damit die Geschichte bäuerlicher Kultur fortgesetzt werden kann.