Präzision im Durcheinander: Bönener Gitarrenbauer im Porträt

Gitarrenbaumeister Hartmut Hegewald in seiner Werkstatt. Foto © Löbbe

Erstveröffentlichung 23.2.2018 im Westfälischen Anzeiger

Wenn man die Werkstatt des selbstständigen Gitarrenbaumeisters Hartmut Hegewald an der Eichholzstraße Nummer 3 in Bönen betritt, stellt man sofort fest: Dort wird noch handwerklich in traditioneller Form gearbeitet. Wir stellen sein Handwerk vor.

Eine mit zahlreichen Handwerkzeugen gespickte Werkbank beansprucht einen großen Teil des Raums. Von der Decke hängen Rohlinge, die später als Böden und Deckel für die Instrumente dienen, daneben mit dem heißen Eisen gebogene Zargenstücke, die die Seiten umschließen. Gehobelte Gitarrenhälse warten auf die Weiterverarbeitung.

Maschinen gibt es dort kaum. Dafür findet man in einem Wandschrank hochglänzende, fertige Gitarrenexemplare – die Resultate präziser Arbeit in einem für Laien ungeordneten Durcheinander. Mittendrin steht der Meister, eigentlich Zupfinstrumentenmacher, der alles bis zu einem Spitzenergebnis zusammenführt – der Hegewald-Gitarre.

Seit 40 Jahren hat sich der 65-Jährige dieser Arbeit verschrieben. Geboren wurde er in Karlsruhe. Aufgewachsen ist er im Rheinland in einer Familie, in der Musik gemacht und viel gesungen wurde. „Von daher ist mir wohl einiges in die Wiege gelegt worden“, sagt Hegewald. Sein Vater war Chorsänger und spielte Cello. Er selber lernte Geige- und Gitarrespielen. Dabei spielte die bis heute anhaltende Begeisterung für Liedermacher wie Dieter Süverkrüp, Hannes Wader und Reinhard Mey eine nicht unerhebliche Rolle.

Über Umwege zum Gitarrenbaumeister

Einen geradlinigen Ausbildungsweg in die vermeintlich vorgegebene Richtung ging er aber nicht. Nach dem Abitur macht er eine Elektrolehre. Nach einiger Zeit schien es aber genug zu sein. Der Gedanke an eine Kombination von Handwerk, vor allem mit Holz, und Musik setzte sich immer mehr durch. Ab 1977 ließ sich Hegewald bei einem Gitarrenbaumeister im Westerwald ausbilden. Von vornherein auf Selbstständigkeit getrimmt – er musste seine Werkbank selber bauen – kam er mit allen Arbeiten, die den Beruf ausmachen, in intensivsten Kontakt. Neben den handwerklichen lernte er auch die betrieblichen Abläufe kennen. Er erlernte alle notwendigen Produktionsschritte zum Bau einer Gitarre und anderer Zupfinstrumente in Handarbeit: „und bis ins Kleinste, trotz kalter Werkstatt im Winter“, wie er sich erinnert.

Mit dem Beginn seiner selbstständigen Arbeit gelangte Hegewald 1980 nach Bönen-Bramey. Dort betrieb er zunächst mit einem Partner eine Gitarrenbauwerkstatt. Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau Gerda Gnad kennen. Mit ihrem Gesangstalent und seinem instrumentalen Einsatz mit Geige, Mandoline, Ukulele, Gitarre und der irischen Fiddle entwickelte sich aus der Verbindung ein bis heute aktives Duo. Beide bilden einen prägenden Faktor im Kulturleben – bei Auftritten, engagiert bei der Bürgerstiftung, beim Musikkarussell und als Initiatoren beim Fest der Kulturen.

Auf den Spuren des spanischen Gitarrenbaus

1987 legte Hegewald in Nürnberg seine Meisterprüfung ab. Seitdem baut er an der Eichholzstraße seine Gitarren, Mandolinen und Ukulelen. Außerdem repariert er alles, was ihm an Zupfinstrumenten zugetragen wird. Zur gleichen Zeit machte er sich zu verschiedenen Workshops nach Spanien auf, um dort dem klassischen spanischen Gitarrenbau auf die Spur zu kommen. Er organisierte Gitarrenbauertreffen, um weiter an diesen Grundlagen zu arbeiten und sein Wissen und seine Erfahrungen zu teilen. Für ihn war das ein wichtiger Baustein in seiner Entwicklung, wie er sagt.